FSP 1: Forschungsprojekte
Rechtfertigungsdebatten über Nutztierhaltung in Deutschland
Fördergeber: FWF
Laufzeit: 1.9.2024-31.8.2027
Projektleitung: Frithjof Nungesser
Projektbeschreigung: Trotz des folgenreichen und umstrittenen Charakters der Nutztierproduktion hat die Soziologie bisher keine überzeugende Perspektive auf die öffentlichen Kontroversen zu diesem Thema entwickelt. Vor diesem Hintergrund geht das Projekt neue theoretische und empirische Wege. Theoretisch verbindet es die Soziologie der Kritik mit Konzepten aus der historischen Soziologie und der Framing-Theorie. Auf diese Weise lassen sich Debatten über Nutzproduktion nicht nur in ihrer normativen Pluralität als Konflikte zwischen verschiedenen kulturell geprägten Wertordnungen konzeptualisieren, sondern auch in ihrer historischen Entwicklung untersuchen. Empirisch analysiert werden Konflikte um Nutztierproduktion in Deutschland in den letzten 50 Jahren anhand von drei zentralen Gesetzesänderungen (1972: Novellierung des Tierschutzgesetzes; 2002: Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz; 2023: Einführung eines staatlichen Tierhaltungslabels). Im Hinblick auf diese Debatten fragt das Projektteam, 1) welche Rechtfertigungsargumente in den drei Debatten von wem jeweils vorgebracht werden (synchrone Perspektive), 2) wie sich das Spektrum und die Bedeutung verschiedener Rechtfertigungen im Laufe der Zeit verändert hat (diachrone Perspektive) und 3) wie die Debatten durch breitere soziokulturelle Entwicklungen beeinflusst wurden (kontextuelle Perspektive). Das Forschungsmaterial stammt einerseits aus den parlamentarischen Prozessen, in denen die jeweiligen Gesetzesänderungen debattiert und beschlossen werden (Gesetzentwürfe, Parlamentsprotokolle, Stellungnahmen der Ausschüsse), andererseits aus den außerparlamentarischen Debatten, in denen sich etwa Wirtschaftsverbände, Expert:innen, NGOs oder soziale Bewegungen positionieren (Protokolle von öffentlichen Anhörungen, Pressemitteilungen, offene Briefe, Beiträge in sozialen Medien, Artikel in Mitgliederzeitschriften). LINK
Transkription und Edition der Züricher Vorlesungen von Réne König
Fritz-Thyssen-Stiftung (Juli 2014-Juli 2017; Projektsumme 120.000 €)
Projektleiter: Stephan Moebius
Projektmitarbeiter: Martin Griesbacher
Projektbeschreibung: Unbestritten gehört René König neben den Vertretern der „Frankfurter Schule“, Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, und dem Münsteraner Helmut Schelsky zu den zentralen Akteuren des soziologischen Feldes der westdeutschen Nachkriegszeit. Angesichts der Bedeutung, die König für die gesamte Ausrichtung, die Entwicklung und Konsolidierung der bundesrepublikanischen Soziologie darstellt, insbesondere was die empirische Sozialforschung betrifft, ist es umso erstaunlicher, dass – im Vergleich etwa zur vielfältig aufgearbeiteten Frankfurter Schule und trotz der laufenden Edition der 20bändigen »Schriften aus letzter Hand« Königs – noch immer unaufgearbeitete Materialien seines Werks und seiner Lehre existieren.
Das von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderte Forschungsprojekt zielt auf die Transkription und Edition der Züricher Vorlesungen von René König, die sowohl für seine weitere, ganze Generationen an Soziologinnen und Soziologen formende Lehre an der Universität Köln und somit auch für die Ausbildung der »Kölner Schule« konstitutiv als auch für seine wissenschaftlichen Werke prägend waren.
International Cooperation in the SSH: Comparative Historical Perspectives and Future Possibilities
Europäische Kommission (März 2013 bis Februar 2017; Projektsumme: € 300.618)
Projektleiter: Christian Fleck
Projektmitarbeiter: Rafael Schögler, MA (ganztägig)
Website: http://www.interco-ssh.eu/
Projektbeschreibung: The INTERCO-SSH project sets out to assess the state of the Social Sciences & Humanities (SSH) in Europe and to understand the factors that facilitate or hinder international exchanges. It aims to outline potential future pathways that could promote cooperation across disciplinary and national boundaries.
The project uses the tools of the SSH to study the SSH in their socio-historical context, including their relationship with the political and economic powers. It compares the process of institutionalisation of seven academic disciplines in order to identify the sociological factors that have shaped the “academic unconscious” of scholars. Furthermore, it investigates the transfer of knowledge between countries and disciplines, the geographical mobility of scholars and the circulation of ideas.
Cold War Inventions in Social Research Methodology and their Trajectories: Political Gaming, the Delphi technique, and Systems Analysis from the 1940s to the 1970s
FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Oktober 2012 bis Mai 2015; Projektsumme: € 269.362)
Projektleiter: Christian Fleck
Projektmitarbeiter: Dr. Christian Daye (ganztägig), Matthias Duller MA (ganztägig)
Projektbeschreibung: Das Projekt befasst sich mit der Geschichte der Sozialwissenschaften an der RAND Corporation während des Kalten Kriegs. Die RAND Corporation ist ein Think Tank mit Hauptsitz in Santa Monica, Kalifornien, der seit seinen Anfängen eng mit der U.S. Amerikanische Luftwaffe verbunden war. Während der 1950er und 60er Jahre war die RAND Corporation der Stützpunkt vieler talentierter junger Forscher (und wenigen Forscherinnen) aus Bereichen der mathematischen, der Natur- und Sozialwissenschaften. Sie spielte eine bedeutende Rolle in der US-Außenpolitik, versorgten ihre Mitarbeiter doch Entscheidungsträger in Regierung und Militär mit wissenschaftlichen Expertisen. Nichtsdestotrotz wurde den sozialwissenschaftlichen Forschungen RANDs nur geringe wissenschaftshistorische Aufmerksamkeit zuteil.
Das Projekt wird sein Ziel über eine wissenschaftshistorische Analyse dreier sozialwissenschaftlicher Methoden erreichen, die allesamt bei RAND entwickelt, wenn nicht gar erfunden wurden: (1) das political gaming (einer frühen Form des heutigen Planspiels); (2) die Delphi Methode; und (3) die Systemanalyse. Es spannt einen konzeptuellen Rahmen auf, der historische Forschungsmethoden mit Ansätzen der Soziologie wissenschaftlichen Wissens verknüpft, und untersucht die anfänglichen Formungen dieser Methoden und die Neu- und Umgestaltungen, die ihnen im Prozess ihrer Diffusion in andere Wissensbereiche und an andere Orte wissenschaftlicher Forschung widerfuhren.
Audio-visueller Quellenfundus zur österreichischen Soziologie nach 1945
Förderung: Land Steiermark, seit April 2013
Projektleiter: Stephan Moebius
Projektbeschreibung: Das Forschungsprojekt, das thematisch im Zusammenhang zum Projekt des audio-visuellen Quellenfundus zur deutschen Soziologie nach 1945 steht, besteht aus einer vom Land Steiermark geförderten audio-visuellen Zeitzeugen-Befragung wichtiger Repräsentant:innen der österreichischen Soziologie nach 1945.
Edition der Oskar Morgenstern Tagebücher
Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank und Zukunftsfonds der Republik Österreich (Februar 2013 bis Jänner 2015; Projektsumme: € 115.000)
Projektleiter: Christian Fleck
Projektmitarbeiter:in: Mag. Claudia Zimmermann (halbtägig), Carl Neumayr, MA (halbtägig), Martin Griesbacher, MA (geringfügig)
Projektbeschreibung: Oskar Morgenstern (1902-1977) ist in der Geschichte der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften vor allem als Ko-Autor der Theory of Games and Economic Behavior (1944) bekannt. Seine anderen wissenschaftlichen Aktivitäten haben bislang weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen, auch wenn einige davon durchaus beachtenswert waren: Ab 1931 leitete Morgenstern, als Nachfolger von F.A. Hayek, das Österreichische Instituts für Konjunkturforschung. Seit 1938 lehrte er an der Princeton University, kehrte aber in den 1960er Jahren zeitweilig als Direktor des Instituts für Höhere Studien nach Wien zurück. Auf beiden Kontinenten formte Morgenstern eine beachtlich große Zahl von Schülern und während seiner nahezu ein halbes Jahrhundert umfassenden wissenschaftlichen Tätigkeit verfasste er eine große Zahl wissenschaftlicher Werke, die allerdings keine mit Theory of Games vergleichbare Resonanz fanden. Was Morgenstern gegenüber seinen Fach- und Zeitgenossen aber besonders auszeichnet und ihn zu einem einzigartigen Fall macht, ist in dem Umstand zu sehen, dass er sein ganzes Leben lang Tagebuchaufzeichnungen schrieb. Morgensterns Tagebuch erlaubt es, seine intellektuelle Entwicklung Schritt für Schritt zu rekonstruieren. Darüber hinaus stellt das Tagebuch dank der darin enthaltenen Reflexionen, Beobachtungen und der Erwähnung und Schilderung vieler seiner Zeitgenossen einen Quellenbestand dar, der für die Geschichte der Sozialwissenschaften genutzt werden kann. Der Umstand, dass das Tagebuch handschriftlich und in deutscher Sprache geführt wurde, und sich heute als Teil von Morgensterns wissenschaftlichem Nachlass an der Duke University in Durham, N.C. befindet, hat dessen Benutzung bislang auf einen sehr kleinen Kreis beschränkt. Eine Edition der Tagebücher soll diese Quelle der internationalen Forschung (leichter) zugänglich machen.
Geschichte der deutschen Soziologie seit 1945
Forschungsprojekt mit Karl-Siegbert Rehberg und Joachim Fischer, Förderung: Thyssen-Stiftung, seit April 2009
Projektleiter: Stephan Moebius
Projektbeschreibung: Das Forschungsprojekt, das zusammen mit Karl-Siegbert Rehberg und Joachim Fischer entwickelt wurde, besteht zunächst aus einer von der Thyssen-Stiftung geförderten audio-visuellen Zeitzeugen-Befragung der ältesten und der herausragenden RepräsentantInnen der bundesrepublikanischen Soziologie (1945/49 – 1975/1990). Das Projekt soll einen wichtigen Beitrag zur Reflexion über die Rolle des Faches seit 1945 und somit einen allgemeinen Beitrag für die Geschichte der Soziologie in Deutschland leisten.
Marcel Mauss und die elementaren Diskurse der Gabe
DFG-geförderte Mitarbeiterstelle (½ TVL 13) zu „Marcel Mauss und die elementaren Diskurse der Gabe“ (Oktober 2007-2010)
Projektleiter: Stephan Moebius
Projektmitarbeiter: Frithjof Nungesser M.A.
Wirkungsgeschichte des Denkens von Marcel Mauss
DFG-Förderung der „Eigenen Stelle als Projektleiter“ (volle Bat IIa) zur „Wirkungsgeschichte des Denkens von Marcel Mauss“ am Institut für Soziologie Universität Freiburg i.B. (Februar 2005-2010)
Projektleiter: Stephan Moebius