Jennifer Ramme
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Marie-Curie-Action-Fellow
Ihr Schwerpunkt ist die kultursoziologische und kulturhistorische Bewegungs, Gender-, Queer- und Intersektionalitätsforschung. Die Forschungsinteressen umfassen kulturelle Produktion durch soziale Bewegungen und im Alltagshandeln, Musik und Kunst; die Herstellung von Ordnungen und deren Inkompatibilität; Politiken der Ästhetik und des Dissens; gesellschaftliche Umbrüche und politische Transformationen; Erinnerungskulturen und Archive sozialer Bewegung.
Das von ihr an der Universität Graz durchgeführte MSCA-Forschungsprojekt „Rebellious Youth Movements, Alternative Music Cultures and Intersectional Critique in (Post)State Socialist Poland (1977–1995) (REBYOUTH)“ befasst sich mit Frauen*, Schwarzen und queeren Akteur:innen alternativer Musikkulturen und dissidenter Jugendbewegungen zu Zeiten des Staatsozialismus bis in die 1990er Jahre, des hinterlassenen kulturellen Erbes und intersektionalen Praktiken von Dissens.
Jennifer Ramme erlangte ihren Doktorgrad an der Europa-Universität Viadrina (EUV) in Frankfurt (Oder), Deutschland, wo sie unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Europastudien tätig war. Ihre Promotion erfolgte an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät (Erstbetreuung: Prof. Dr. Kira Kosnick, EUV; Zweitbetreuung: Prof. Dr. Claudia Kraft, Universität Wien) mit der Dissertation unter dem Titel „Strittige polnische und europäische Geschlechterordnungen. Kämpfe feministischer und LGBTQ*-Bewegungen um Zugehörigkeit, Raum und Repräsentation”. Die 2025 im transcript Verlag veröffentlichte Arbeit formuliert einen politisch-ästhetischen theoretischen Ansatz zur Analyse von Bewegungen und handelt unter anderem von Formierungsprozesse einer populären feministischen Bewegung in Polen. Zudem hat sie zu den Themenfeldern kreative und künstlerische Protestformen, Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik in Bewegungen sowie rechter Gender- und Sexualpolitik geforscht und publiziert.
Neben ihrer akademischen Arbeit engagiert sie sich in den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung. Sie dokumentiert und archiviert soziale Bewegungen und kulturelle Praktiken im Rahmen des Alterarchivs
OCRID: https://orcid.org/0000-0002-2153-5077
ResearchGate: https://www.researchgate.net/profile/Jennifer-Ramme
Forschungsprojekt (laufend)
Marie Skłodowska-Curie Action Individual Fellowship an der Universität Graz (Österreich) und dem Museum für Moderne Kunst in Warschau (Polen). Start: August 2024. LINK
REBYOUTH befasst sich mit Frauen*, Queers, Schwarzen Menschen und People of Colour (W*-Q-BPoC) in dissidenten Jugendbewegungen und alternativen Musikkulturen von den späten 1970er Jahren des späten Staatssozialismus bis zu den frühen 1990er Jahren in Polen mit Berücksichtigung grenzüberschreitender Verbindungen bzw. Transfers.
Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung von intersektionalen dissidenten/kulturellen Praktiken, Unterstützungsinfrastrukturen und Kollisionen mit dominanten sozialen, kulturellen und politischen Regimen. Es wird geprüft, inwiefern ein Konzept intersektionaler Kritik im Kontext des Staatssozialismus nutzbar gemacht werden kann.
Zielsetzungen von REBYOUTH sind unter anderem die Kartierung der Geschichte der W*-Q-BPoC-Dissidenz und des kulturellen Erbes mit Schwerpunkt auf Musik im breiteren Kontext unabhängiger, alternativer Kultur; die Erfassung von Lebensgeschichten und mündlichen Überlieferungen von W*-Q-BPoC-Akteur:innen; die Analyse von intersektionaler Dissidenz und Kollisionen sensibler Ordnungen und Entwicklung eines Konzepts der intersektionalen Kritik.
Mit dem Projekt wird angestrebt, zur Erfassung und Bewahrung des kulturellen Erbes von W*-Q-BPoC-Akteur:innen und -Bewegungen beizutragen. Die Forschungsergebnisse werden u.a. auf der Projektwebsite und als Open-Access-Publikationen veröffentlicht, um sie den Akteur:innen der Bewegungen/Kulturszenen, der interessierten Öffentlichkeit und der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Den Link zur Website finden Sie in Kürze hier.
Ausgewählte Publikationen:
Monografie:
Strittige Geschlechterordnungen. Kämpfe feministischer und LGBTQ*-Bewegungen in Polen und Europa
Die Arbeit behandelt die Entstehung feministischer Bewegungen in Polen und die Auseinandersetzungen um "polnische" und "europäische" Geschlechterordnungen vor dem Hintergrund soziopolitischer Umbrüche ab den späten 1980er Jahren. Einer der Höhepunkte waren die Proteste gegen die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes in den Jahren 2016 und 2021/2022, aus denen eine breite feministische Bewegung hervorging. Die Arbeit analysiert die Entstehungsprozesse dieser Bewegung und diskutiert zentrale Konflikte und Transformationen in Bezug auf Geschlecht und Sexualität. In den empirischen Fallstudien wird untersucht, wie Auseinandersetzungen über Geschlechter- und Sexualitätsregime mit Zugehörigkeiten und Repräsentation zusammenhängen. Dabei liegt der Fokus auf sinnliche Verteilung und räumliche Dimensionen der Geschlechterregime sowie die damit verbundenen Kämpfe. Durch die Kombination raumtheoretischer und politisch-ästhetischer Ansätze wird das Ziel verfolgt, "Identitäten" und zugehörige soziopolitische Ordnungsregime nicht als gegeben vorauszusetzen, sondern diese als zentralen Gegenstand umkämpfter Formierungen und Aushandlungen zu betrachten.
Erschienen im September 2025, ISBN: 978-3-8376-7703-4
Open Access Link
Herausgeberschaften:
Intersections. East European Journal of Society and Politics, Vol. 10 No. 3 (2024): Unsettling Gender, Sexuality, and the European East/West Divisions. Eds. Maria Mayerchyk, Olga Plakhotnik, Jennifer Ramme. Online: https://intersections.tk.hu/index.php/intersections/issue/view/40 (Open Access, erschienen Ende Dezember 2024)
Cornelia Möser, Jennifer Ramme, Judit Takács (Hrs.): Paradoxical Right-Wing Sexual Politics in Europe, Palgrave/Springer Europe 2022. Online: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-030-81341-3
Elżbieta Korolczuk, Beata Kowalska, Jennifer Ramme, Claudia Snochowska-Gonzalez (Hrs.). Bunt kobiet - czarne protesty i strajki kobiet, ECS, Gdansk 2019. Online: https://ecs.gda.pl/publikacje/bunt-kobiet/ (Open Access)
Weitere Publikationen (Auswahl):
Jennifer Ramme (2024): Disintegrative Feminism in the 1990s–2000s and its Continuity Modes of Activism, Attitudes and Memory Cultures. In: Kasten, Anna (Hg.): Feministische Postsozialismusforschung. Inter- und transdisziplinäre Zugänge. Weinheim. Belz Juventa. 2024. 216-232.
Jennifer Ramme (2023): Big Men and Crybabies: The Situating of Women* in Punk and Memory/Archival Practices in (Post)Socialist Poland. In: Dreckmann, Kathrin; Semmerling, Linnea; Vomberg, Elfi (Hg.), Fringe of the Fringe. Queering Punk Media History. Berlin: Hatje Cantz, 106-121.
Jennifer Ramme (2022): Aufbegehren der Kollektive - zwischen Gleichschritt und Polyphonie. In: Positionen. Texte zur aktuellen Musik, 130, 1/22.