Zorica Siročić
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Zorica Siročić ist seit 2021 Universitätsassistentin am Institut für Soziologie an der Universität Graz. Zuvor war sie Postdoc-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2020/2021). Als Politikwissenschaftlerin und Soziologin konzentriert sie sich auf zeitgenössische „contentious“ Geschlechterpolitik (links und rechts des politischen Spektrums), soziale Bewegungen und „critical event studies“.
Ihr Buch Festivals as Reparative Gender Politics: Millennial Feminism in Southeastern Europe (Routledge, 2024) wurde vom Komitee für den Heldt Book Award der Association for Women in Slavic Studies im Rahmen des Wettbewerbs 2024 für das beste Buch im Bereich slawische Frauen- und Geschlechterforschung mit einer lobenden Erwähnung („Honorable Mention“) ausgezeichnet. Das Buch stellt herkömmliche Annahmen über Politik als eine primär antagonistische Aktivität in Frage und argumentiert stattdessen, wie feministische und queer-aktivistische Millennial-Festivals als eine Form „reparativer“ Politik interpretiert werden können. Das Buch stützt sich auf reichhaltige Daten aus der „multi-sited ethnography“ unter anderem auf Interviews, teilnehmende Beobachtung und Performances, und zeigt, wie reparativ, kreativ und spielerisch, politische Aktionen sein können, indem sie den Aktivisten:innen und dem Publikum ein Gefühl der Zugehörigkeit und Sicherheit vermitteln, um sich auszudrücken und die Lebensbedingungen, für die sie eintreten, konkret zu erfahren.
Für ihre Forschungen zur Geschlechterpolitik in Südosteuropa wurde Sirocic mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Gabriele-Possanner-Preis für Exzellenz in der Geschlechterforschung des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2019) und dem Johanna-Dohnal-Stipendium des Johanna-Dohnal-Archivs (2015).
Siročić unterrichtet BA- und MA-Kurse in politischer Soziologie, Soziologie sozialer Bewegungen und Soziologie der Geschlechter. Sie ist Co-Sprecherin eines universitätsweiten Forschungsclusters „Medien und Soziale Bewegungen“, welcher sowohl ein Forum als auch ein Netzwerk für interdisziplinäre Wissenschaftler:innen darstellt, die an der komplexen Dynamik zwischen diesen beiden Bereichen interessiert sind.
Laufendes Habilitationsprojekt:
Taktische, affektive und "framing" Entwicklungen in der zeitgenössischen Geschlechterpolitik
Siročić‘s Habilitationsprojekt untersucht innovative und atypische Aspekte politischen Handelns, wie sie sich im Sinne eines "doing politics" in unbeachteten Kontexten, Formen und Taktiken zeigen. Insbesondere untersucht sie die Art und Weise, in der Aktivisten:innen kreativ mit Strategien, Taktiken und Rahmen für politisches Handeln spielen, diese erfinden, imitieren oder verbreiten, und wie sie diese Aspekte mit einer affektiven Aufladung verbinden, die in der Lage ist, ihre Gegner und ihr Publikum zu überraschen. In diesem Projekt verwendet Siročić einen konzeptionellen Rahmen, der sich auf ansonsten disparate Felder der sozialwissenschaftlichen Forschung stützt, darunter die politische Soziologie, die Soziologie der Kreativität und die Soziologie der Geschlechter. Kombiniert mit einem empirischen Fokus, der wenig erforschte aktivistische Formen postsozialistischer Geschlechterpolitik wie den Feminismus der dritten Welle, den Postfeminismus und den Antigenderismus einschließt, verspricht Siročić's Habilitationsprojekt, originelle analytische Konzepte für das Verständnis zeitgenössischer sozialer und politischer Phänomene zu bieten (z. B. "contentious gender politics", "tactical activist repertoires", siehe Publikationen). Als Teil ihres Habilitationsprojekts gibt sie derzeit die Sonderausgabe "Creative Protest: Creativity, Politics & Social Movements" heraus und bereitet ein Manuskript vor, in welchem sie untersucht, warum und wann Anti-Gender-Bewegungen scheitern.
Ausgewählte Publikationen:
Buch:
Siročić, Zorica. 2023. Festivals as Reparative Gender Politics: Millennial Feminism in Southeastern Europe. New York: Routledge, series Gender and Comparative Politics (AWSS, 2024, Honorable Mention, in the competition for the Best Book in Slavic Women’s and Gender Studies).
Beiträge:
Siročić, Zorica. 2024. Multi-sited research as a creative methodology for critical event studies, in Platt, L. et al. (eds.), Creative Research Methods for Critical Event Studies. Routledge. DOI: https://doi.org/10.4324/9781032686424-3
Siročić, Zorica. 2024. Temporal repertoires in contemporary activism: The cases of Fridays for Future, 16 Days of Activism Against Gender-Based Violence and ‘It’s Thursday Again!’, European Journal of Cultural and Political Sociology, DOI: 10.1080/23254823.2024.2335159
Anna Lavizzari & Zorica Siročić. 2022. Contentious gender politics in Italy and Croatia: diffusion of transnational anti-gender movements to national contexts, Social Movement Studies, DOI: 10.1080/14742837.2022.2052836
Der Beitrag wurde auf die Shortlist für den „2022 Britta Baumgarten Memorial Prize“ gesetzt.